2010 pilgerte ich mit einigen Freunden die letzten 130 km von Tricastella nach Santiago de Compostela. Im Sommer 2011 ging ich den kompletten Camino Frances (800km). Die vielen Erlebnisse und Pilgerfreundschaften haben mich zu einem Pilger gemacht. Leider ließ die Zeit es nicht zu, dass ich meine Pilgerfreunde 2011 bis nach Finesterre ("ans Ende der Welt") begleiten konnte. Dieses habe ich auf meiner Pilgertour 2012 nachgeholt. Mit meiner kleinen Familie startete ich 2013 in Porto; Portugal. Nun plane ich ein neues Pilgerprojekt. Auf 8 Jahre verteilt möchte ich von 2014 bis zum heiligen Jahr 2021 von Zuhause in ca. 135 Etappen bis nach Santiago de Compostela gehen.

Sonntag, 13. April 2014

13.04.2014 - Von Drensteinfurt nach Herbern/Ascheberg - 9 km


Meine netten „Herbergseltern“ laden mich zu einem vorzüglichen Frühstück ein, so dass ich mich auch heute wieder gestärkt in meinem letzten Osterferienpilgertag machen kann. Die Freundlichkeit der Familie Tillmann lassen den Entschluss reifen, zukünftig häufiger Unterkünfte bei Familien zu suchen, die Jakobspilger aufnehmen.

Nach ca. einen Kilometer hält jetzt zum zweiten Mal auf meinem diesjährigen Pilgerweg ein PKW neben mir und fragt mich nach meinem Pilgervorhaben. Er stellt sich als Dirk vor und ist sehr interessiert an dem Jakobsweg. Er würde den Weg nach Santiago de Compostela auch gerne Mal gehen, weiß es aber augenblicklich nicht umzusetzen. Seine Einladung zum Frühstück muss ich leider ablehnen, da ich ja schon sehr gut bei Familie Tillmann gefrühstückt hatte.
Nach den heutigen neun Kilometern endet heute planmäßig meine Pilgertour in Herbern. Im August werde ich dann hier mein Pilgerprojekt bis nach Köln fortsetzen. Von meinen Lieben, Heike und Tom, werde ich abgeholt.
Wieder Zuhause, sehe ich, dass sich Dirk hier ins Gästebuch eingetragen hat. Er wünscht mir alles Gute für mein Vorhaben und schreibt, dass er es vielleicht auch irgendwann schafft den Camino Frances selbst zu gehen. Ich glaube ja, er ist schon Camino infiziert und wird sich wirklich auf dem Weg machen.

Samstag, 12. April 2014

12.04.2014 - Von Münster über Rinkerode nach Drensteinfuhrt - 25 km


Nach einer guten Nacht werde ich herzlich von Schwester Vincenzia empfangen und zum Frühstück geleitet. Vorbei an der Statue des heiligen Franz von Asissi verlasse ich das Franziskannerinnenkloster gegen 9:30 Uhr. Wie in vielen großen Städten geht es erst einmal durch Wohngebiete, bevor die Landschaft wieder wunderschön wird. Bei herrlichem Wetter fliege ich förmlich die neun Kilometer nach Hiltrup. Auf einer Bank vor der Kirche genieße ich die Sonne auf meiner Haut.

Gegen 14:00 Uhr habe ich dann schon mein eigentliches Etappenziel Rinkerode erreicht. Nach zwei Alster beschließe ich, nicht im Pfarrhaus zu nächtigen, sondern mich auf dem Weg nach Drensteinfurt zu machen, um hier bei einer netten Familie zu nächtigen. Aus dem Oudoor-Pilgerführer hatte ich die Adresse von Familie Tillmann bekommen und nach einem kurzem Telefonat wurde mir eine Bleibe für die kommende Nacht im ihren Haus zugesagt. Gegen 16:00 Uhr kommt mir mein Gastgeber entgegen und lädt mich zu Kaffee und Waffeln in seinem Heim ein. Er berichtet, dass ich erst der zweite Pilger sei, den sie beherbergen. Im Keller wurde mir eine gute Schlafmöglichkeit eingerichtet. Nach einer wohltuenden Dusche ruhe ich mich ein wenig aus.
Gegen 20:00 Uhr finde ich eine Lokalität, in der ich ein gutes Abendessen bekomme. Bei köstlichem Flammkuchen schaue ich mir gleichzeitig das Bundesligaspiel FC Bayern gegen Borussia Dortmund an.
Nach dem Spiel trotte ich zu meiner Unterkunft, bei der ich von meinen Gastgebern noch zu einem „Gute-Nacht-Bier“ eingeladen werde. Nach diesem schönen Abend schlummere ich sofort ein.

Freitag, 11. April 2014

11.04.2014 - Von Schmedehausen nach Münster - 21 km


Nach einem schnellen Frühstück starte ich bei herrlichem Sonnenschein meine heutige Pilgertour nach Münster. Der ausgewiesene Jakobsweg von Schmedehausen nach Münster ist noch ca. 27 Kilometer lang. Gerade habe ich die ersten Schritte gemacht, da werde ich von einem Schmedehausener auf meine heutige Tagesstrecke angesprochen. Er empfiehlt mir die Strecke am Dortmund-Ems-Kanal entlang zu gehen.  Die Strecke sei nicht asphaltiert, wie der ausgewiesene Jakobsweg, aber mindestens genau so schön. Ich würde lediglich die Moorlandschaft verpassen. Da ich das Moor aus dem Emsland zu genüge kenne, folge ich dem Rat, zumal die Strecke auch noch kürzer ist ;-).

Der Weg am Kanal entlang führt wirklich durch eine sehr schöne Landschaft. Mir kommt der Gedanke, dass ich die gesamte Strecke hätte auch mit einem Boot oder Kanu bewältigen können, da der Dortmund-Ems-Kanal ja auch durch meine jetzige Heimat Lingen führt. Aber ich genieße das Gehen und natürlich die Pausen z.B. heute das zweite Frühstück am Kanal.
Schon gegen 15:00 Uhr bin ich dann in Münster. Vorbei an der Lambertikirche gehe ich zum Münsteraner Dom. Eine nette Frau sucht den Küster, damit ich auch hier meinen Stempel für meinen Pilgerpass bekomme. Nach einem kurzen Gebet genieße ich die Sonne in einem Kaffee auf dem Prinzipalmarkt. Hier befindet sich auch das Rathaus mit dem Friedenssaal. Münster war wie Osnabrück eine der beiden Städte in denen der Westfälische Friede ausgehandelt wurde. Die beiden Städte wurden ausgewählt, da sie jeweils im Hoheitsgebiet einer der beiden Konfliktparteien lag. Aufgrund der Nähe konnten so gute Verhandlungen zum Erfolg geführt werden. Es wurden die Gleichstellung der Konfessionen und die Unabhängigkeit der Niederlande und der Schweiz vertraglich festgelegt.
Gegen 18:00 Uhr wurde ich dann herzlich bei den Franziskannerinnen in Münster empfangen. Schwester Vincenzia zeigt mir mein Zimmer und den Raum für das Abendessen und das Frühstück. Da heute Freitag ist, gibt es zum Abendessen natürlich keine Wurst, sondern Käse und vorzüglichen Fisch. Während des Abendessens werde ich von mehreren Ordensschwestern auf meine Pilgerreise angesprochen, sie scheinen über meinen Besuch bestens informiert.
Anschließend begebe ich mich zu meinem Zimmer, das sich auf einer Etage mit einem Wohnzimmer, einem Meditationsraum, einer Küche und einem Bad befindet. Heute habe ich die Etage für mich komplett alleine, da keine weiteren Pilger da sind. 

 

Donnerstag, 10. April 2014

10.04.2014 - Von Lengerich nach Schmedehausen - 20 km


Gegen 8:30 Uhr stehe ich auf und merke, dass meine linke dicke Zehe ein wenig angeschwollen ist. Hoffentlich verschlimmert sich der Zustand nicht. Mit einem Voltareneinrieb und einer Ibuprofentablette starte ich nach dem Frühstück meine heutige Pilgertour.

Ich komme sehr gut voran und habe schon gegen 13:30 Uhr die vierzehn Kilometer bis Ladbergen bewältigt. Hier gönne ich mir erstmalig ein vorzügliches Mittagsmahl im Imbiss. Es gibt ein halbes Hähnchen mit Pommes. War echt gut, ohne Witz!
In Ladbergen muss ich mich mit dem Nötigsten (Brot, Käse, Salami, Wein) versorgen, da es in meinem Etappenzielort Schmedehausen (ca. 300 Einwohner) keine Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Gegen 17:00 Uhr erreiche ich meine heutige Pilgerherberge im Pfarrheim St. Michael. Anders als im Pilgerführer vermerkt, gibt es hier doch eine Dusche. Herrlich! Nach einem anstrengenden Pilgertag ist das Duschen echter Luxus, den ich total genieße. Was ich ebenfalls sehr genieße, sind die täglichen Telefonate mit meiner lieben Heike! Einige werden sich sicherlich fragen, muss das sein? Ja, es tut mir gut und gibt mir Kraft für den nächsten Tag.
Nach dem Verzehr der kompletten Flasche Wein ist auch das Nächtigen auf den einfachem Feldbett kein Problem. Meinem Zeh geht es zudem wieder gut und ich freue mich auf den nächsten Pilgertag!

Mittwoch, 9. April 2014

09.04.2014 - Von Osnabrück nach Lengerich - 27 km

Nach einem leckeren gemeinsamen Frühstück mit Moni werde ich von ihr nach Osnabrück/Hellern gebracht. Hier befinde ich mich nun auf dem offiziellen Jakobsweg und ich folge der sich auf den Hinweisschildern befindlichen Jakobsmuscheln (gelbe Muschel auf blauen Untergrund).
In meinem Outdoor-Pilgerführer lese ich, dass ich bald die Natruper Mühle passieren werde. Ich frage mich, ob das die Mühle ist, bei der ein ehemaliger Kollege lebt? Als ich dort ankomme merke ich, das ist sie. Heinrich umarmt mich freudig überrascht und wir tauschen uns bei einer Fassbrause eine gute Stunde über alte und neue Zeiten aus. Nach der Einladung zum Essen gestern erlebe ich mit deisem Wiedersehen heute wieder eine tolle Überraschung.
Mein weiterer Weg führt mich dann zu meinem heutigen Pilgerziel in Lengerich/Westfalen. Schnell noch ein paar Lebensmittel eingekauft und ich werde vom evangelischen Pastor Lahr zu meiner Unterkunft in das CVJM-Heim geleitet. Eine Führung durch die Kirche lehne ich ab, da ich heute Abend das Alleinsein genießen möchte. Die Doppelstockbetten wecken Erinnerungen an die Pilgerherbergen in Spanien/Portugal. Heute Abend habe ich endlich Zeit, das bisher Erlebte aufzuschreiben.

Pilgerbetten in Lengerich/Westfalen

 
Pilgerbetten auf dem Caminho Portugues


Dienstag, 8. April 2014

08.04.2014 - Von Mettingen nach Osnabrück - 20 km

Obwohl Grete und Lui schon ihrer Arbeit nachgehen, kann ich in ihrem Haus bleiben. Gegen 9:30 Uhr mache ich mich nach einer ausgiebigen Nachtruhe, einem guten Frühstück und dankbar für die tolle Beherbergung auf meine heutige Pilgeretappe nach Osnabrück. Trotz der Blasen kann ich relativ beschwerdefrei meinen Weg über Westerkampeln  gehen.
Kurz hinter Westerkappeln ergießt sich ein Schauer über mich und ich bin froh, dass mich mein Regenponcho vor Wind, Regen und tatsächlich kleinen Hagelkörnern schützt.
Nach weiteren vier Kilometern bin ich wieder trocken. Kurz vor Wersen hält ein PKW neben mir. Der Fahrer fragt, ob ich auf dem Jakobsweg sei. Nachdem ich dieses bejahe, stellt sich dieser als "Rudi" vor und lädt mich zum Mittagessen in der Schulkantine der Krüger–Schule ein. Er berichtet, dass er hier als Lehrer tätig ist. Als Fahrradpilger war Rudi schon vor einigen Jahren in Santiago de Compostela und zeigt sich daher sehr an meiner Tour interessiert. Nach einer knappen Stunde starte ich gestärkt durch ein gutes Essen (Kartoffeln mit Gulasch) und einem netten Gespräch die letzten sechs Kilometer zum Osnabrücker Dom. Solch ein Treffen tut gut und beflügelt.
Gegen 16:30 Uhr passiere ich das Osnabrücker Rathaus. Hier und in Münster wurden 1648 der Westfälische Frieden ausgehandelt. Kurze Zeit später erreiche ich den Osnabrücker Dom. Hier zieht es mich vor allem zur Jakobsstatue hin. Ein kurzes Gebet und das abstempeln meines Pilgerpasses runden meinen Aufenthalt ab.
Nun geht es zur Kinder- und Jugendeinrichtung "Don Bosco", in der meine gute Freundin Moni arbeitet. Sie und ihr Mann Thomas bieten mir für die heutige Nacht eine sehr gute Bleibe. Nach dem gemeinsamen Abendessen kommt noch Michael, ein Freund des Hauses, vorbei. Bei der gemütlichen Doppelkopfspielrunde gewinne ich sogar. Eine wieder mal gute Bettschwere lässt mich dann gegen 0:00 Uhr hervorragend einschlafen.

Montag, 7. April 2014

07.04.2014 - Von Andervenne nach Mettingen - 29 km

Nach dem schönen gemeinsamen Frühstück mache ich mich bei herrlichem Sonnenschein gegen 10:00 Uhr auf dem Weg nach Mettingen. Auf diesem Wege noch schnell ein herzliches Dankeschön an Ruth und Matze, dass sie mich in ihrer "Herberge" aufgenommen haben.
Die ersten neun Kilometer nach Schale vergehen im Fluge. Von Schale nach Halverde sind es ca. fünf Kilometer, wo ich einen kleinen Stopp für ein Mittagessen einplane. Leider hat der einzige Laden noch bis 14:30 Uhr Mittagspause, so dass ich gegen 13:45 Uhr, ein wenig hungrig, die sechs Kilometer nach Recke in Angriff nehme. Diese Strecke immer an der Straße entlang bringt mich bei sommerlichen Temperaturen von 25 °C an meine Grenzen.
Nach einer Stärkung und einer einstündigen Pause in Recke geht es mir dann wieder besser und ich genieße die letzten neun Kilometer bis Mettingen bei weiterhin herrlichem Sonnenschein.
Es wird ein wenig bergiger und nach einer letzten Steigung erreiche ich das Haus meine Freunde Grete und Ludger (Lui) Linden. Lui ist ein Jugendfreund aus dem Nachbarhaus in Gersten und wir kennen uns daher schon fast unser ganzes Leben. Bei herrlichem Wetter genießen wir erst einmal zwei kühle Biere auf der Terrasse. Ein gemütlicher Abend mit dem ein oder anderen weiterem Bier verleihen mir wieder die nötige Bettschwere.

Sonntag, 6. April 2014

06.04.14 - Von Lingen über Gersten nach Andervenne - 31 km

So, nun ist es soweit, meine Pilgertour „In 8 Jahren nach Santiago“ startet heute. Zu 9:30 Uhr sind Heike und ich im Gottesdienst in der St. Marien Kirche in Biene/Lingen. Auch meine Freunde und Kollegen Josefa, Beate, Helga, Reinhard und Heiner sind zu meinem Pilgerstart gekommen. Gegen Ende des Gottesdienstes erhalte ich vom Pastor und Pilgerkollegen Jens Brandebusemeyer den Pilgersegen. Aus dem Buch „Von Kap zu Kap“ von meinem Pilgerfreund Peter Gerlach trägt er das Gebet der Altarinschrift des Klosters Roncesvalles vor. Nach dem Jens auch meinen Pilgerpass abgestempelt hat klatscht die Gemeinde. Dieses ist für mich ein wenig verwunderlich, da ich wenige aus dieser Gemeinde kenne.   

In der Gemeinde haben vor zwei Jahren schon drei Radpilger einen Segen bekommen, daher ist ihnen der Jakobsweg durchaus ein Begriff. Nach der Verabschiedung vor der Kirche starte ich meinen Pilgerweg. Gerade mal 200 m gehe ich, da werde ich von einem Radfahrer angesprochen, ob ich auf dem Weg nach Santiago de Compostela sei? Er ist einer der schon angeführten drei Radpilger aus 2012 und es entsteht ein schöner Austausch. 
Gegen 11:30 Uhr mache ich mich dann frohen Mutes auf den Weg zu meinen Eltern nach Gersten. Da diese schon um 15:00 Uhr den nächsten Termin haben, bleibt wenig Zeit für lange Pausen, um die 19 Kilometer zu absolvieren. Um kurz vor 15:00 Uhr schließe ich meine Eltern in meine Arme und begebe ich mich nach einer Kaffeepause auf die letzten 12 Kilometer meiner heutigen Tagesstrecke.  Dabei geht es zuerst über einen der höchsten „Berge“, in Gersten, dem „Settel“. Da mir das Ersteigen von Bergen in Spanien auf meiner Pilgertour 2011 häufig schwer viel, habe ich meine Mitpilger immer voraus geschickt und dabei darauf verwiesen, dass ich das bergsteigen nicht gewohnt sei, da der höchste Berg im Ort meiner Kindheit, der berühmt berüchtigte „Settel“ nur 45 Meter über Normalnull sei.   

Bei meinen Freunden Ruth und Matze werde ich dann herzlich gegen 20:00 Uhr in Andervenne empfangen. Nach dem Abendessen trinken wir noch eine Flasche Wein und dann geht’s ins Bett.

Die für mich durchaus lange Tagesstrecke von 31 Kilometer hat schon erste Folgen für meine Füße hinterlassen. Je eine Blase unter meinem rechten und linken Fuß erschweren das Gehen. Diese Blasen bin ich aber schon von meinigen bisherigen Pilgertouren gewohnt.